Je näher wir in Deutschland dem “Sättigungsgrad” kommen – 2% der Landesfläche soll für Windenergie nutzbar gemacht werden – desto mehr Gegner finden sich und umso mehr hört man auch den Standardspruch, der landauf landab immer wieder zu hören ist: “Wir sind nicht gegen Windenergie, aber nicht vor unserer Haustür!”
Zwar wird dadurch schon auch ein gewisser Konsens signalisiert, aber sobald Hauseigentümer, die in unmittelbarer Nähe zu geplanten Windeignungsgebieten wohnen, von der ersten Planung in der Gemeinde hören, tritt eine vehemente Abwehrhaltung ein, die sich durch verschiedene Gefühle begründet.
Die Ruhe und der schöne Ausblick aus dem eigenen Garten scheinen plötzlich in Gefahr, quasi schon nicht mehr vorhanden, und der Wert der Immobilie ist schon jetzt gefühlt gesunken. Wie ungerecht ist das nur. Was kann ich nun tun und was bedeutet das eigentlich für mich, wenn diese “Spargel” vor meiner Haustür gebaut werden?
Nun fängt die Suche nach gleichgesinnten an und schnell wird man fündig. Ein paar Begriffe bei Google eingeben, und schnell wird einem suggeriert, man sei nicht allein mit dem Thema.
Man wird zum Anhänger der Windenergiegegner. Wo die herkommen ist egal, was die bezwecken ist auch egal, Hauptsache, man verschafft sich Gehör. Es dient ja dem eigenen Zweck.
Was dann folgt, ist die gnadenlose Spaltung. Ich will es Ihnen hier ersparen, denn es sind zu viele Freundschaften, Familien, Gemeinderäte und Dorfgemeinschaften wegen der Streiterei um Windenergie auseinandergebrochen. Ist es das wert?
Dabei gäbe es eine einfache und verträgliche Lösung für diesen Streit, wenn es denn ernst gemeint wäre mit dem eingangs erwähnten Konsens. Dies allerdings setzt vor allem ein Umdenken in der Politik voraus: niedrigere Windenergieanlagen müssen wirtschaftlich ermöglicht werden (das Thema Stromverteilung lassen wir hier mal außer Acht).
Damit beißt sich die Ratte aber in den Schwanz. Die Politiker haben Angst vor steigenden Strompreisen, warum dann auch mit allen Mitteln versucht wird, die Gestehungskosten regenerativen Stroms zu senken (man bedenke aber auch hier, dass nur steigende Preise zu Innovationen und Änderungen des Konsumverhaltens führen = Strom einsparen).
Flankiert wird dies durch die Gesetzgebung, durch das Auktionsverfahren nach EEG 2017, welches immer weiter ausgebaut wird (Stichwort technologieübergreifende Ausschreibung) um die effizientesten Produktionsformen zu fördern, wobei Windenergie die deutliche günstigste Form ist. Die effizientesten Standorte erhalten automatisch die niedrigste Förderung, weniger effiziente Standorte sollen ein wenig mehr erhalten. So weit so gut.
Was wir zurzeit aber auch wahrnehmen, ist der Wettstreit zwischen immer höheren und damit auch leistungsstärkeren Windenergieanlagen. Die Hersteller müssen mithalten. Neue Turbinen kommen hauptsächlich in Deutschland auf den Markt, weil hier der Wettbewerb besonders hoch ist. Führende Hersteller wie Enercon, Nordex, Vestas, Senvion und Siemens tummeln sich mit Neuankündigungen auf dem Markt, mit Gesamthöhen von 230 Metern, Rotordurchmessern von 150 Metern und flexibler Nennleistung teils über 4 Megawatt. Keine zukünftige Planung würde mit veralteten Modellen an den Start gehen.
Das geht aber an der Bevölkerung der dicht besiedelten BRD vorbei, wie der steigende Widerstand zeigt. Politiker nutzen das auch hin und wieder gerne, um Wahlkampf damit zu machen. Schnell überbieten sich die Parteien mit steigenden Mindestabständen. Die rechtliche Würdigung steht dazu noch aus, denn ohne der Windkraft substanziell Raum zu verschaffen (2% Landesfläche), wird das nichts.
Zurück zu der angedachten Lösung: die Forderung muss sein, niedrigere Windenergieanlagen bauen zu können mit einer moderaten Anpassung der Fördersätze. Um steigende Strompreise zu vermeiden, wäre ein Entgegenkommen des Finanzministers mittels einer Reduktion der Stromsteuer hilfreich. Damit wäre vor allem auch den betroffenen Bürgern vor Ort geholfen. Letzteren sei aber auch gesagt: es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Konsens. Im Außenbereich muss eine gewisse, höhere Belastung hingenommen werden. Betroffene können eine direkte, finanzielle Beteiligung an den Projekten einfordern und somit zusätzliches Einkommen erzielen. Das kompensiert dann auch wieder gefühlte Verluste.